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Mit Schlauch oder lieber Tubeless – welches Laufrad-System bringt dem Mountainbiker mehr Spaß?

Lesedauer: 4 Minuten

Pro und Contra Tubeless und was bei der Montage zu beachten ist

Jetzt ist die beste Zeit, das Mountainbike für die kommende Sommersaison zu tunen. Bereits vor einigen Jahren wurde das Thema Tubeless, schlauchlose Fahrradreifen bei Mountainbikes eingeführt. In Deutschland ist es immer noch ein Diskussionsthema und Schlauchlos in der Minderheit. Im Gegensatz zu südlichen Ländern mit fiesen Dornen auf den Wegen, wo man mit Schlauch gerne einen Platten nach dem anderen kassiert.

Wo liegen Vor- und Nachteile der Systeme, die ohne den Gummi im Mantel auskommen?

fahrradreifen

Schwalbe Rocket Run Tubeless

Zwei Vorteile sind klar heraus zu stellen: Schlauchlose Fahrradreifen können mit geringerem Luftdruck gefahren werden und bieten dadurch besseren Grip bei gleichzeitig höherem Komfort. Da ohne Schlauch kein Snake Bite, ein Durchschlagen des Fahrradschlauchs auf den Felgenrändern vorkommen kann, lassen sich Tubeless-Fahrräder unter 2 Bar Druck fahren. Kleinere Stöße und vor allem Vibrationen von grobem Schotter werden so schon von den weichen Latschen geschluckt. Weiterer Pluspunkt des geringen Drucks: Der Fahrradreifen kann sich wunderbar an den Untergrund anschmiegen. Das bringt am Vorderrad eine hervorragende Führung. Das Hinterrad glänzt ebenfalls mit verbesserter Traktion, vor allem auf ruppigen Kanten oder Wurzeln, aber auch bei weichem, matschigem Untergrund.

Thema Sicherhheit: Plötzlicher Luftverlust durch ein abreißendes Ventil oder einen geplatzten Schlauch ist eliminiert. Benutzt man – was üblich und zu empfehlen ist – ein Dichtmittel im Tubeless-Lauffrad, entweicht die Luft auch bei Rissen, Löchern oder Schlitzen meist sehr viel langsamer und führt nicht zu einem abrupten Sturz.

Durch Tubeless-Bereifung ist man auf dem Bike schneller bzw. energiesparender unterwegs. Messungen haben ergeben, dass der Rollwiderstand bei Schlauchlos-Pneus geringer ist. Ein Vorteil für Racer und Marathon-Liebhaber.

Bei so vielen Vorteilen fragt man sich, warum man nicht sofort umrüstet. Kommen wir zu den Nachteilen.

Nummer 1: Obwohl ein Bauteil weniger vorhanden ist, der Schlauch, sind Schlauchlos-Systeme durch den Aufbau des Reifens und durch die Dichtflüssigkeit oft noch schwerer als herkömmliche Laufräder.

Problem Nr. 2: Hat man auf einer Tour eine Panne, bei der die Undichtigkeit nicht zu stoppen ist, muss man wieder einen Schlauch einziehen. Das ist im Gelände eine ziemlich schmierige Angelegenheit. Die Dichtmilch tropft raus, Mantel und Schlauch kleben. Kleiner Trost: Dies kommt erst bei richtig fiesen Schlitzen an der Seitenwand (größer als 3 mm) vor. Kleinere Löcher und die (erwähnten) Dorneneinstiche dichtet die Latexmilch im Inneren des Reifens gut ab, wenn sich das Laufrad dreht. Für größerer Löcher gibt es spezielle Stopfwürste, die man mit einer kleinen Gabel hineindrückt. Der Marathon-Spezialist und Bulls-Teamfahrer Stefan Sahm hat ein pfiffiges System entwickelt, bei dem man das ganze Set in die Lenkerenden steckt, das „Sahmurai“.

Nachteil Nr. 3: bei der Montage oder bei starkem Luftverlust benötigt man einen Kompressor oder eine spezielle Standpumpe mit Blast-System. Damit wird ein hoher Druck (bis zu 11 bar) auf Vorrat aufgebaut, um dann schlagartig in den Mantel zu schießen. Nur so wird gewährleistet, dass die Mantelflanken auch richtig in die Felgenhörner einschnappen und das ganze System luftdicht abschließt. Neue Erfindungen wie der Schwalbe Tire Booster schaffen hier ebenfalls Abhilfe. Doch im Rucksack auf eine Mehrtages-Tour möchte man auch den Booster nicht mitnehmen.

Manko Nr. 4: Die Dichtmilch muss alle zwei bis drei Monate ausgetauscht bzw. nachgefüllt werden, da sie verhärtet. Die Mantelinnenseite ist dann mit einer netten Schicht verkleidet und die Latex-Teilchen hüpfen nutzlos im Mantel herum. Das geht zum einen ins Geld, zum anderen muss man sich immer wieder die Hände schmutzig machen. Füllt man immer durchs Ventil nach, kann dieses leider auch verkleben.

fahrradreifenWas braucht man nun, um auf Schlauchlos umzurüsten? Jede Komponente innerhalb des Systems ist wichtig, selbst so etwas unscheinbares wie ein Felgenband. Nur wenn alle Teile des Tubeless-Systems harmonieren, erhält man ein wirklich dichtes System. Nichts ist ärgerlicher, als wenn ständig Dichtmilch an den Felgenrändern raussuppt, oder man alle drei Tage vor einem platten Mountainbike im Keller steht.

Komplett „Schlauchlos“

Alle Teile müssen speziell für „schlauchlos“ ausgelegt sein: Die Felge, der Mantel und das Felgenband. Die Dichtmilch sollte auf einer Latexbasis funktionieren. Spezielle Ventile werden von außen in die Felge eingeschraubt, auch hier nicht die billigsten verwenden, sondern am besten in Testberichten nachlesen, welche Ventile sich bewährt haben.

Bei der Wahl des Reifens ist man kaum noch eingeschränkt. Viele Hersteller bieten ihre besten Modelle auch in „TR“, steht für Tubeless ready“. Auch normale Bikereifen lassen sich schlauchlos fahren. Die Chancen, sie nicht 100prozentig dicht zu bekommen, sind jedoch geringer. Bei der Montage des Felgenbandes und des Mantels darauf achten, nichts zu beschädigen. Also nicht mit kantigen oder scharfen Werkzeugen arbeiten. Damit sich die Felgenflanken gut anschmiegen am besten spezielle Montagepasten verwenden. Häufig wird auch eine leichte Spüli-Lösung empfohlen, damit ein Gummi-Felgenband oder der Mantel sauber in die Felge flutschen.

Bei einigen Systemen kann man den Reifen fast komplett montieren und die Dichtmilch über das (ausgeschraubte) Ventil einfüllen. Mutige und handwerklich Begabte ziehen den Mantel nur einseitig auf der Felge auf. Dann die vorgeschriebene Menge der Dichtmilch (je nach Hersteller ein bis zwei Becher, bis zu 250ml – Herstellerangaben beachten!) in den offenen Mantel schütten und vorsichtig die zweite Mantelseite aufziehen. Dann mit Kompressor oder Blast-System befüllen, bis der Mantel mit lauten „Plapps“ sauber in die Felge poppt. CO2-Patronen sollte man vermeiden, da dies der Dichtflüssigkeit schaden kann. Laufrad schnell drehen oder gleiche eine Runde fahren, damit sich die Dichtmilch gut verteilt.

Spezialisten empfehlen, die frisch montierten Reifen mit hohem Luftdruck (4-5 Bar) ein paar Tage stehen zu lassen. Dann und fürs Fahren den Druck auf 2 Bar oder darunter einstellen.

Schwalbe bietet eine Menge Informationen über Tubeless-Reifen. Und Continental zeigt in einem Video, wie man sie montiert. Das macht natürlich auch gerne unsere Werkstatt für Euch 😉

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